Der Struwwel Peter oder Lustige Geschichten und drollige Bilder


Der Struwwelpeter
oder lustige
Geschichten und
drollige Bilder
Hoffmann, Heinrich, 1809-1894
Release date: 2008-02-11
Source: Bebook
Der Struwwelpeter
[Illustration]
oder
lustige Geschichten und drollige
Bilder für Kinder von 3-6
Jahren
von Dr.
Heinrich Hoffmann
564. Auflage
Rütten & Loening Verlag in
Frankfurt am Main
=Originalausgabe=
Wie der Struwwelpeter« entstand
Dr. Heinrich Hoffmann, der Verfasser des
_Struwwelpeter«_, erzählt dessen
Entstehung wie folgt:
Gegen Weihnachten des Jahres 1844, als
mein ältester Sohn drei Jahre alt war, ging
ich in die Stadt, um demselben zum
Festgeschenke ein Bilderbuch zu kaufen,
wie es der Fassungskraft des kleinen
menschlichen Wesens in solchem Alter
entsprechend schien. Aber was fand ich?
Lange Erzählungen oder alberne
Bildersammlungen, moralische
Geschichten, die mit ermahnenden
Vorschriften begannen und schlossen,
wie: Das brave Kind muß wahrhaft sein«;
oder: Brave Kinder müssen sich reinlich
halten« etc. -- Als ich nun gar endlich ein
Foliobuch fand, in welchem eine Bank, ein
Stuhl, ein Topf und vieles andere, was
wächst oder gemacht wird, ein wahres
Weltrepertorium, abgezeichnet war, und
wo bei jedem Bild fein säuberlich zu lesen
war: die Hälfte, ein Drittel, oder ein
Zehntel der natürlichen Größe, da war es
mit meiner Geduld aus. Einem Kind, dem
man eine Bank zeichnet, und das sich
daran erfreuen soll, ist dies eine Bank,
eine wirkliche Bank. Und von der
wirklichen Lebensgröße der Bank, hat und
braucht das Kind gar keinen Begriff zu
haben. Abstrakt denkt ja das Kind noch
gar nicht, und die allgemeine Warnung:
Du sollst nicht lügen!« hat wenig
ausgerichtet im Vergleich mit der
Geschichte: Fritz, Fritz, die Brücke
kommt!«
Als ich damals heimkam, hatte ich aber
_doch_ ein Buch mitgebracht; ich
überreichte es meiner Frau mit den
Worten: Hier ist das gewünschte Buch für
den Jungen!« Sie nahm es und rief
verwundert: Das ist ja ein Schreibheft mit
leeren weißen Blättern!« Nun ja, da
wollen wir ein Buch daraus machen!«
Damit ging es nun aber so zu. Ich war
damals, neben meinem Amt als Arzt der
Irrenanstalt, auch noch auf Praxis in der
Stadt angewiesen. Nun ist es ein eigen
Ding um den Verkehr des Arztes mit
Kindern von drei bis sechs Jahren. In
gesunden Tagen wird der Arzt und der
Schornsteinfeger gar oft als
Erziehungsmittel gebraucht: Kind, wenn
du nicht brav bist, kommt der
Schornsteinfeger und holt dich!« oder:
Kind, wenn du zu viel davon issest, so
kommt der Doktor und gibt dir bittere
Arznei, oder setzt dir gar Blutegel an!« Die
Folge ist, daß, wenn in schlimmen Zeiten
der Doktor gerufen in das Zimmer tritt, der
kleine kranke Engel zu heulen, sich zu
wehren, und um sich zu treten anfängt.
Eine Untersuchung des Zustandes ist
schlechterdings unmöglich; stundenlang
aber kann der Arzt nicht den
Beruhigenden, Besänftigenden machen.
Da half mir gewöhnlich rasch ein Blättchen
Papier und Bleistift; eine der Geschichten
wie sie in dem Buche stehen, wird rasch
erfunden, mit drei Strichen gezeichnet,
und dazu möglichst lebendig erzählt. Der
wilde Oppositionsmann wird ruhig, die
Tränen trocknen, und der Arzt kann
spielend seine Pflicht tun.
[Illustration: Heinrich Hoffmann]
So entstanden die meisten dieser tollen
Szenen, und ich schöpfte sie aus
vorhandenem Vorrate; einiges wurde
später dazu erfunden, die Bilder wurden
mit derselben Feder und Tinte gezeichnet,
mit der ich erst die Reime geschrieben
hatte, alles unmittelbar und ohne
schriftstellerische Absichtlichkeit. Das Heft
wurde eingebunden und auf den
Weihnachtstisch gelegt. Die Wirkung auf
den beschenkten Knaben war die
erwartete; aber unerwartet war die auf
einige erwachsene Freunde, die das
Büchlein zu Gesicht bekamen. Von allen
Seiten wurde ich aufgefordert, es drucken
zu lassen und es zu veröffentlichen. Ich
lehnte es anfangs ab; ich hatte nicht im
Entferntesten daran gedacht, als
Kinderschriftsteller und Bilderbüchler
aufzutreten. Fast wider Willen wurde ich
dazu gebracht als ich einst in einer
literarischen Abendgesellschaft mit dem
einen meiner jetzigen Verleger gemütlich
bei der Flasche zusammensaß. Und so trat
das bescheidene Hauskind plötzlich
hinaus in die weite offene Welt und machte
nun seine Reise, ich kann wohl sagen, um
die Welt, und ist heute seit einunddreißig
Jahren bis zur _hundertsten_ Auflage
gelangt. Von Uebersetzungen ist mir bis
jetzt eine englische, holländische,
dänische, schwedische, russische,
französische, italienische, spanische und
eine portugiesische (für Brasilien) zu
Gesicht gekommen.
Ich muß dabei auch des sonderbaren
Erfolges erwähnen, den das Büchlein
anfangs in Frankfurt selbst hatte. In den
ersten Monaten des Jahres 1846, nachdem
der Struwwelpeter am vergangenen
Christfest zum erstenmal in die Kinderwelt
getreten war, wurde ich oft von dankbaren
Müttern oder entzückten Vätern auf der
Straße angehalten, welche mich mit den
Worten begrüßten: Lieber Herr Doktor,
was haben Sie uns eine Freude gemacht.
Ich habe da zu Hause ein dreijähriges
Kind, welches sich bis jetzt sehr langsam
entwickelte und nun in ganz kurzer Zeit
das ganze Buch auswendig weiß und ganz
allerliebst hersagt. Ich versichere Sie, in
dem Kinde steckt was!« -- Damals waren
die Genies unter den Kindern ganz gemein
geworden. Später sahen freilich die Leute
ein, daß es nicht sowohl in den
außergewöhnlichen Anlagen der Kleinen,
als in der glücklich getroffenen
plastischen Diktion steckte.
Trotzdem hat man den Struwwelpeter
aber auch großer Sünden beschuldigt,
denselben als gar zu märchenhaft, die
Bilder als fratzenhaft oft herb genug
getadelt. Da hieß es: Das Buch verdirbt
mit seinen Fratzen das ästhetische Gefühl
des Kindes.« Nun gut, so erziehe man die
Säuglinge in Gemäldegalerien oder in
Kabinetten mit antiken Gypsabdrücken!
Aber man muß dann auch verhüten, daß
das Kind sich selbst nicht kleine
menschliche Figuren aus zwei Kreisen und
vier geraden Linien in der bekannten
Weise zeichne und glücklicher dabei ist,
als wenn man ihm den Laokoon zeigt. --
Das Buch soll ja märchenhafte, grausige,
übertriebene Vorstellungen hervorrufen!
Das germanische Kind ist aber nur das
germanische Volk, und schwerlich werden
diese National-Erzieher die Geschichte
vom Rotkäppchen, das der Wolf
verschluckte, vom Schneewittchen, das
die böse Stiefmutter vergiftete, aus dem
Volksbewußtsein und aus der Kinderstube
vertilgen. Mit der absoluten Wahrheit, mit
algebraischen oder geometrischen Sätzen
rührt man aber keine Kinderseele,
sondern läßt sie elend verkümmern. --
Und wie viele Wunder umgeben denn
nicht auch den Erwachsenen, selbst den
nüchternsten Naturforscher! Dem Kinde ist
ja alles noch wunderbar, was es schaut
und hört, und im Verhältnis zum immer
noch Unerklärten ist überhaupt die Masse
des Erkannten doch auch nicht so
gewaltig. Der Verstand wird sich sein
Recht schon verschaffen, und der Mensch
ist glücklich, der sich einen Teil des
Kindersinnes aus seinen ersten
Dämmerungsjahren in das Leben hinüber
zu retten verstand.
Meine weiteren Bücher der Art, König
Nußknacker«, Im Himmel und auf der
Erde«, Bastian der Faulpelz«, Prinz
Grünewald und Perlenfein«, entstanden in
derselben Absicht und aus derselben
Ansicht. Immer aber ging ich von der
Ueberzeugung aus: Das Kind erfaßt und
begreift nur, was es sieht.«
(Aus der Gartenlaube,
Jahrgang 1871 Nr. 46)
Der Struwwelpeter
oder
lustige Geschichten
und drollige
Bilder
[Illustration]
Wenn die Kinder artig sind, kommt zu
ihnen das Christkind; wenn sie ihre Suppe
essen und das Brot auch nicht vergessen,
wenn sie, ohne Lärm zu machen, still sind
bei den Siebensachen, beim Spaziergehn
auf den Gassen von Mama sich führen
lassen, bringt es ihnen Guts genug und ein
schönes Bilderbuch.
Literarische Anstalt. Frankfurt a. M.
[Illustration]
Sieh einmal, hier steht er, pfui, der
_Struwwelpeter_! An den Händen beiden
ließ er sich nicht schneiden seine Nägel
fast ein Jahr; kämmen ließ er nicht sein
Haar. Pfui, ruft da ein jeder: Garstger
Struwwelpeter!
Die Geschichte vom bösen Friederich
[Illustration]
Der _Friederich_, der Friederich das war
ein arger Wüterich! Er fing die Fliegen in
dem Haus und riß ihnen die Flügel aus. Er
schlug die Stühl und Vögel tot, die Katzen
litten große Not. Und höre nur, wir bös er
war: Er peitschte seine Gretchen gar!
[Illustration]
Am Brunnen stand ein großer Hund, trank
Wasser dort mit seinem Mund. Da mit der
Peitsch herzu sich schlich der bitterböse
Friederich; und schlug den Hund, der
heulte sehr, und trat und schlug ihn immer
mehr. Da biß der Hund ihn in das Bein,
recht tief bis in das Blut hinein. Der
bitterböse Friederich, der schrie und
weinte bitterlich. Jedoch nach Hause lief
der Hund und trug die Peitsche in dem
Mund.
[Illustration]
Ins Bett muß Friedrich nun hinein, litt
vielen Schmerz an seinem Bein; und der
Herr Doktor sitzt dabei und gibt ihm bittre
Arzenei.
Der Hund an Friedrichs Tischchen saß,
wo er den großen Kuchen aß; aß auch die
gute Leberwurst und trank den Wein für
seinen Durst. Die Peitsche hat er
mitgebracht und nimmt sie sorglich sehr in
acht.
Die gar traurige Geschichte mit dem
Feuerzeug
[Illustration]
_Paulinchen_ war allein zu Haus, die
Eltern waren beide aus. Als sie nun durch
das Zimmer sprang mit leichtem Mut und
Sing und Sang, da sah sie plötzlich vor sich
stehn ein Feuerzeug, nett anzusehn. Ei,«
sprach sie, ei, wie schön und fein! Das
muß ein trefflich Spielzeug sein. Ich zünde
mir ein Hölzchen an, wie's oft die Mutter
hat getan.«
Und _Minz_ und _Maunz_, die Katzen,
erheben ihre Tatzen. Sie drohen mit den
Pfoten: Der Vater hat's verboten! Miau!
Mio! Miau! Mio! laß stehn! sonst brennst du
lichterloh!«
Paulinchen hört die Katzen nicht! Das
Hölzchen brennt gar hell und licht, das
flackert lustig, knistert laut, grad wie ihr's
auf dem Bilde schaut. Paulinchen aber
freut sich sehr und sprang im Zimmer hin
und her.
Doch Minz und Maunz, die Katzen,
erheben ihre Tatzen. Sie drohen mit den
Pfoten: Die Mutter hat's verboten! Miau!
Mio! Miau! Mio! wirf's weg! sonst brennst
du lichterloh!«
[Illustration]
Doch weh! die Flamme faßt das Kleid, die
Schürze brennt, es leuchtet weit. Es brennt
die Hand, es brennt das Haar, es brennt
das ganze Kind sogar.
Und Minz und Maunz, die schreien gar
jämmerlich zu zweien: Herbei! Herbei!
Wer hilft geschwind? In Feuer steht das
ganze Kind! Miau! Mio! Miau! Mio! zu Hilf!
das Kind brennt lichterloh!«
Verbrannt ist alles ganz und gar, das
arme Kind mit Haut und Haar; ein Häuflein
Asche bleibt allein und beide Schuh, so
hübsch und fein.
Und Minz und Maunz, die kleinen, die
sitzen da und weinen: Miau! Mio! Miau!
Mio! wo sind die armen Eltern! wo?« Und
ihre Tränen fließen wie's Bächlein auf den
Wiesen.
Die Geschichte von den schwarzen Buben
[Illustration]
Es ging spazieren vor dem Tor ein
kohlpechrabenschwarzer Mohr. Die Sonne
schien ihm aufs Gehirn, da nahm er seinen
Sonnenschirm. Da kam der _Ludwig_
hergerannt und trug sein Fähnchen in der
Hand. Der _Kaspar_ kam mit schnellem
Schritt und brachte seine Brezel mit. Und
auch der _Wilhelm_ war nicht steif und
brachte seinen runden Reif. Die schrien
und lachten alle drei, als dort das
Mohrchen ging vorbei, weil es so schwarz
wie Tinte sei!
[Illustration]
Da kam der große _Nikolas_ mit seinem
großen Tintenfaß. Der sprach: Ihr Kinder,
hört mir zu und laßt den Mohren hübsch in
Ruh! Was kann denn dieser Mohr dafür,
daß er so weiß nicht ist wie ihr?« Die
Buben aber folgten nicht und lachten ihm
ins Angesicht und lachten ärger als zuvor
über den armen, schwarzen Mohr.
[Illustration]
Der Niklas wurde bös und wild, du siehst
es hier auf diesem Bild! Er packte gleich
die Buben fest, beim Arm, beim Kopf,
beim Rock und West den Wilhelm und den
Ludewig, den Kaspar auch, der wehrte
sich. Er tunkt sie in die Tinte tief, wie auch
der Kaspar Feuer« rief. Bis übern Kopf ins
Tintenfaß tunkt sie der große Nikolas.
[Illustration]
Du siehst sie hier, wie schwarz sie sind,
viel schwärzer als das Mohrenkind. Der
Mohr voraus im Sonnenschein, die
Tintenbuben hinterdrein; und hätten sie
nicht so gelacht, hätt Niklas sie nicht
schwarz gemacht.
Die Geschichte vom wilden Jäger
[Illustration]
Es zog der wilde Jägersmann sein
grasgrün neues Röcklein an; nahm Ranzen,
Pulverhorn und Flint und lief hinaus ins
Feld geschwind.
Er trug die Brille auf der Nas und wollte
schießen tot den Has.
Das Häschen sitzt im Blätterhaus und lacht
den wilden Jäger aus.
Jetzt schien die Sonne gar zu sehr, da
ward ihm sein Gewehr zu schwer. Er legte
sich ins grüne Gras; das alles sah der
kleine Has. Und als der Jäger schnarcht
und schlief, der Has ganz heimlich zu ihm
lief und nahm die Flint und auch die Brill
und schlich davon ganz leis und still.
Die Brille hat das Häschen jetzt sich selbst
auf seine Nas gesetzt; und schießen will's
aus dem Gewehr. Der Jäger aber fürcht
sich sehr. Er läuft davon und springt und
schreit: Zu Hilf, ihr Leut, zu Hilf, ihr Leut!«
[Illustration]
Da kommt der wilde Jägersmann zuletzt
beim tiefen Brünnchen an. Er springt
hinein. Die Not war groß; es schießt der
Has die Flinte los.
[Illustration]
Des Jägers Frau am Fenster saß und trank
aus ihrer Kaffeetaß. Die schoß das
Häschen ganz entzwei; da rief die Frau: O
wei! O wei!« Doch bei dem Brünnchen
heimlich saß des Häschens Kind, der
kleine Has. Der hockte da im grünen Gras;
dem floß der Kaffee auf die Nas. Er schrie:
Wer hat mich da verbrannt?« und hielt
den Löffel in der Hand.
Die Geschichte vom Daumenlutscher
[Illustration]
_Konrad_,« sprach die Frau Mama, ich
geh aus und du bleibst da. Sei hübsch
ordentlich und fromm, bis nach Haus ich
wieder komm. Und vor allem, Konrad, hör!
lutsche nicht am Daumen mehr; denn der
Schneider mit der Scher kommt sonst ganz
geschwind daher, und die Daumen
schneidet er ab, als ob Papier es wär.«
[Illustration]
Fort geht nun die Mutter und wupp! den
Daumen in den Mund.
[Illustration]
Bauz! da geht die Türe auf, und herein in
schnellem Lauf springt der Schneider in
die Stub zu dem Daumen-Lutscher-Bub.
Weh! jetzt geht es klipp und klapp mit der
Scher die Daumen ab, mit der großen,
scharfen Scher! Hei! da schreit der Konrad
sehr.
[Illustration]
Als die Mutter kommt nach Haus, sieht
der Konrad traurig aus. Ohne Daumen
steht er dort, die sind alle beide fort.
Die Geschichte vom Suppen-Kaspar
[Illustration]
Der _Kaspar_, der war kerngesund, ein
dicker Bub und kugelrund. Er hatte
Backen rot und frisch; die Suppe aß er
hübsch bei Tisch. Doch einmal fing er an
zu schrein: Ich esse keine Suppe! nein!
Ich esse meine Suppe nicht! Nein, meine
Suppe eß ich nicht!«
Am _nächsten_ Tag, -- ja sieh nur her! da
war er schon viel magerer. Da fing er
wieder an zu schrein: Ich esse keine
Suppe! nein! Ich esse meine Suppe nicht!
Nein, meine Suppe eß ich nicht!«
Am _dritten_ Tag, o weh und ach! wie ist
der Kaspar dünn und schwach! Doch als
die Suppe kam herein, gleich fing er
wieder an zu schrein: Ich esse keine
Suppe! nein! Ich esse meine Suppe nicht!
Nein, meine Suppe eß ich nicht!«
Am _vierten_ Tage endlich gar der
Kaspar wie ein Fädchen war. Er wog
vielleicht ein halbes Lot -- und war am
_fünften_ Tage tot.
Die Geschichte vom Zappel-Philipp
[Illustration]
Ob der _Philipp_ heute still wohl bei
Tische sitzen will?« Also sprach in ernstem
Ton der Papa zu seinem Sohn, und die
Mutter blickte stumm auf dem ganzen
Tisch herum. Doch der Philipp hörte nicht,
was zu ihm der Vater spricht. Er gaukelt
und schaukelt, er trappelt und zappelt auf
dem Stuhle hin und her. Philipp, das
mißfällt mir sehr!«
[Illustration]
Seht, ihr lieben Kinder, seht, wie's dem
Philipp weiter geht! Oben steht es auf dem
Bild. Seht! er schaukelt gar zu wild, bis der
Stuhl nach hinten fällt. Da ist nichts mehr,
was ihn hält. Nach dem Tischtuch greift er,
schreit. Doch was hilft's? Zu gleicher Zeit
fallen Teller, Flasch und Brot. Vater ist in
großer Not, und die Mutter blicket stumm
auf dem ganzen Tisch herum.
[Illustration]
Nun ist Philipp ganz versteckt, und der
Tisch ist abgedeckt. Was der Vater essen
wollt, unten auf der Erde rollt. Suppe, Brot
und alle Bissen, alles ist herabgerissen.
Suppenschüssel ist entzwei, und die Eltern
stehn dabei. Beide sind gar zornig sehr,
haben nichts zu essen mehr.
Die Geschichte vom Hanns
Guck-in-die-Luft
[Illustration]
Wenn der _Hanns_ zur Schule ging, stets
sein Blick am Himmel hing. Nach den
Dächern, Wolken, Schwalben schaut er
aufwärts allenthalben. Vor die eignen
Füße dicht, ja, da sah der Bursche nicht,
also daß ein jeder ruft: Seht den Hanns
Guck-in-die-Luft!«
Kam ein Hund daher gerannt; Hännslein
blickte unverwandt in die Luft. Niemand
ruft: Hanns! gib acht, der Hund ist nah!«
Was geschah? Bauz, perdauz! -- da liegen
zwei, Hund und Hännschen nebenbei.
[Illustration]
Einst ging er an Ufers Rand mit der
Mappe in der Hand. Nach dem blauen
Himmel hoch sah er, wo die Schwalbe flog,
also daß er kerzengrad immer mehr zum
Flusse trat. Und die Fischlein in der Reih
sind erstaunt sehr, alle drei.
Noch ein Schritt! und plumps! der Hanns
stürzt hinab kopfüber ganz! -- Die drei
Fischlein, sehr erschreckt, haben sich
sogleich versteckt.
[Illustration]
Doch zum Glück da kommen zwei
Männer aus der Näh herbei, und die haben
ihn mit Stangen aus dem Wasser
aufgefangen.
Seht! nun steht der triefend naß! Ei, das
ist ein schlechter Spaß! Wasser läuft dem
armen Wicht aus den Haaren ins Gesicht,
aus den Kleidern, von den Armen, und es
friert ihn zum Erbarmen.
Doch die Fischlein alle drei, schwimmen
hurtig gleich herbei; streckens Köpflein
aus der Flut, lachen, daß man's hören tut,
lachen fort noch lange Zeit. Und die
Mappe schwimmt schon weit.
Die Geschichte vom fliegenden Robert
[Illustration]
Wenn der Regen niederbraust, wenn der
Sturm das Feld durchsaust bleiben
Mädchen oder Buben hübsch daheim in
ihren Stuben. _Robert_ aber dachte: Nein!
das muß draußen herrlich sein! Und im
Felde patschet er mit dem Regenschirm
umher.
[Illustration]
Hui, wie pfeift der Sturm und keucht, daß
der Baum sich niederbeugt! Seht! den
Schirm erfaßt der Wind, und der Robert
fliegt geschwind durch die Luft so hoch, so
weit. Niemand hört ihn, wenn er schreit.
An die Wolken stößt er schon, und der Hut
fliegt auch davon.
[Illustration]
Schirm und Robert fliegen dort durch die
Wolken immerfort. Und der Hut fliegt weit
voran, stößt zuletzt am Himmel an. Wo der
Wind sie hingetragen, ja, das weiß kein
Mensch zu sagen.
Die andern Bilderbücher
_aus dem Verlag von Rütten & Loening_
_Vom Verfasser des Struwwelpeter:_
[Illustration: Besuch bei Frau Sonne Aus
dem Nachlaß herausgegeben von Eduard
und Walter Hessenberg]
[Illustration: Im Himmel und auf der Erde]
[Illustration: Bastian der Faulpelz]
[Illustration: König Nußknacker und der
arme Reinhold]
[Illustration: Prinz Grünewald und
Perlenfein]
Melodien zu Dr. Heinrich Hoffmanns
Struwwelpeter
_Von andern Verfassern:_
Der Pegasus
Klassisches Bilderbuch für die deutsche
Jugend von H. Oswalt und E. Klimsch
Unterm Märchenbaum
Allerlei Märchen, Geschichten und
Fabeln in Reimen und Bildern von H.
Oswalt
Der Robinson
in Reim und Bild von Fried Stern
_Zu beziehen durch alle
Buchhandlungen_
[Illustration]
Druck von C. Naumann's Druckerei,
Frankfurt a. M.
End of the Project Gutenberg EBook of Der
Struwwelpeter, by Heinrich Hoffmann
www.mybebook.com
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