74395 Obraz9 (19)

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tums gebanńt bleibt. Dies ist setne Lagę im Raum der Welt, die. setne Gebundenbeit. Die allermeisten intellektuellen. der grófite Tei der Kunstlermenschen gehórl demselben Typus an. Nur die starkste\ von ihnen durchstofien die Atmosphdre der Burgererde und gelange\ ins Kosmiscbe, die andern alle resignieren oder schliefien Kompro. misse, oeracbten das Burgertum und gebóren ibm dennocb an um stdrken und verberrlicben es, indem sie letzten Endes es bejahet miissen, um noch leben z u kiinnen. Es reicht diesen zabllosen Exi stenzen nicht zur Tragik, wohl ab er zu einem recbt ansebnltchei Mifigeschick und Unsiern, in dessen Hólle ibre Talente gar gekoch und frucbtbar werden. Die wenigen, die sich losreifien, ftnden in Unbedingte und gehen auf bewundemswerte Weise unter, sie sim die Tragischen, ibre Zahl ist klein. Den andern aber, den Gebun denbleibenden, dereń Talenten oft das Burgertum grafie Ehre zoili ihnen steht ein drittes Reicb offen, eine imagindre, aber sowerdn Welt: der Humor. Die friedlosen Steppenwolfe, die bestdndig um furchtbar leidenden, denen die zur Tragik, zum Dunhbruch in de\ Stemenraum erfarderlicbe Wucht oersagt ist, die sicb zum Unbeding ten berufen fuhlen und doch in ibm nieht zu leben oermógen: ibnĄ bżetet sich, wenn ibr Geist im Leiden stark und elastiscb getrordet ist, der oersóhnlicbe Ausweg in den Humor. Der Humor bleibt stet irgendwie burgerlich, obwohl der ecbte Burger unfabig ist, ihn zt oerstehen. In seiner imagindren Spbdre wird das oerzwickte, oielspdl tige Ideał aller Steppenwolfe uerwirk.licht: hier ist es mdglich, nich nur gleichzeitig den Heiligen und den Wustling zu bejaben, die Pol zueinander zu biegen, sondem aucb noch den Burger in die Beja bung einzubeziehen. Es ist ja dem Gottbesessenen sebr wohl móglich den Verbrecber zu bejaben, und ebenso umgekehrt, ihnen beide, aber, und allen anderen Unbedingten, ist es unmoglicb, auch noc jene neutrdle laue Mitte, das Burgerliche, zu bejaben. Einzig de Humor, die herrliche Erfindung der in ibrer Berufung zum Grófite, Gebemmten, der beinahe Tragiscben, der bóchstbegabten Ungluckli chen, einzig der Humor (nielleicbt die eigenste undgenialste Leistuą des Menschentums) pollbringt dies Unmógliche, iiberziebt und verei nigt alle Bezirke des Menschenwesens mit den Strablungen setne Prismen. In der Welt zu leben, ais sei es nicht die Welt, das Geset zu acbten und doch iiber ibm zu stehen, zu besitzen, „ais besdfie ma. nicht", zu oerzicblen, ais sei es kein Yerzicbl - alle diese belieblei und oft formulierten Forderungen etner bohen Leberuweisheit ist ein zig der Humor zu nerwirklichen fdbig.

Und falls es dem Steppenwolf dem es an Gaben und Ansdtzen dazx •iiilit feblt, in der schwulen Wirrnis seiner Hólle noch gelingen sollte, ihnen Zaubertrank auszukochen, auszuscbwitzen, dann wdre erge telle/. Noch feblt ihm dazu oieles. Die Móglichkeit aber. die Hoff-n ung ist oorhanden. Wer ihn liebt, w er an ihm Teil nimmt, mag ihm ■ime Retlung wunscben. Er wiirde dadurch z war fur immer im Bur-l et licben oerharren bleiben, aber setne Leiden wdren ertrdglich, wur-ilen frucbtbar. Sein Verhaltnis zur Burgerwelt, in Liebe und Ha fi, u unie die Sentimentalitdt oerlieren, und sein Gebundensein an diese It eh wiirde aufhóren, ihn bestdndig ais Scbande zu qudlen.

I ni dies zu erreicben, oder um oielleicht am Ende doch noch den Sprung ins Weltall wagen zm kónnen, miifite solch ein Steppenwolf mmal sich selbst gegenubergestellt werden, miifite tief in das Chaos ,let eigenen Seele blicken und zum vollen Bewufitsein seiner selbst Enntnen. Seine fragwurdige Exislenz wiirde sich ihm alsdann in ih-trr ganzen Unabanderlichkeit enthiillen, und es wiirde ihm femer-hin unmoglicb werden, sicb immer wieder aus der Hólle seiner l itebe in sentimentalpbilosophischc Tróstungen und aus diesen wie-Jrr in den blinden Rausch seines Wolftums hinuberzufliicbten. Wenscb und Wolf wurden genótigt sein, einander obne fdlschende < r (fiihlsmasken zu erkennen, einander nackt in die Augen zu sehen.

I \tnn wurden sie entweder explodieren und fiir immer auseinander-yeben, so da fi es keinen Steppenwolf mebrgdbe, oder sie wurden unia dem aufgebenden Liebt des Humors eine Yernunftehe schlie-Ilen.

Móglich, da fi Harry eines Tages vor diese letzte Móglichkeit gefiihrl wird. Móglich, da fi er eines Tages sich erkennen lemt, sei es, da fi er rinen unsrer kleinen Spiegel in die Hand bekomme, sei es, da fi er den I hislerblichen begegnete oder nielleicbt in einem unsrer magischen I beater dasjenige finde, wessen er zur Befreiung seiner nerwabrlosen Seele bedarf. Tausend solche Móglicbkeiten warten auf ihn, sein Schicksal zieht sie unwiderstehlich an, alle diese Aufienseiter des Itiirgertumr leben in der Atmosphdre dieser magischen Móglichkei-tcii. Ein Nichts geniigt, und der Blitz schldgt ein.

Pud dies alles ist dem Steppenwolf, auch wenn er niemals diesen Ibrifi seiner inneren Biographie zu Gesicht bekommt, sehr wohl be-kannt. Er abnt seine Stellung im Weltgebdude, er abnt und kennt die Unsterblicben, er ahnt und furchtet die Móglichkeit einer Selbst-hegegnung er weifi vom Yorhandensetn jenes Spiegels, in den zu blicken er so bitter nótig bdtte, in den zu blicken er sich so tódlich furchtet

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