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Ein dreiviertel Jahrhundert lang a ber war der burgundiscłie Hof, waren seine und Etikette fiirganz Europa vorbildlich. Ais Lehnsherren der franzósischen Ki selbst dem franzósischen Herrscherhaus enrstammend, fiihrten die burgundischen H zóge die franzósischen Hoftradirionen fort: Der Grad der Yerwandtschaft mit dem f


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zósischen Kónigshaus blieb auch fiir die Rangordnung der burgundischen Etikette Unj Hofrrachr maSgebend. Die Prachtentfaltung nahm ąm burgundischen Hofe allerdingFormen an, die alles Bisherige in den Schatten stellten; wenn auch das Streben Jvt burgundischen Herzóge nach der Kónigswiirde erfolglos blieb — in der Pracbt ih Gewander ubersrrahlten sie alle Kónige ihrer Zeit.

Wie in keinem anderen Land erhob man in Burgund die hófische Reprasentation zu einer feierlichen Schausrellung. Eine geradezu marchenhafte Pracht wurde 1454 in Lille auf dem sogenannten Fasanenessen entfaltet, bei dem der Herzog von Burgund dem Konie von Frankreich das feierliche Geliibde zur Gefolgschaft bei dem — dann aber nicht statt* findenden — Kreuzzug ablegte. Mit den Vorbereitungen dieses in den franzósischen Kónigsfarben Rot und Weifi erstrahlenden Festes waren Hunderte von Kiinstlem aus allen Teilen des Landes beschaftigt. Sogar im Kriege glaubte man nicht auf Prunkent* faltung verzichten zu kónnen: Nach der Niederlage von Grandson, wo das burgundische Ritterheer von den Schweizer Eidgenossen vernichtend geschlagen worden war, blieben vierhundert Kisten, gefiillt mit Gold= und Silberstoffen sowie kostbaren Kleidern, von denen hundert gestickte goldene Ródce allein dem Herzog gehórten, zuriick. AuGerdem fielen den Siegern vierhundert seidene Zelte, darunter das herzogliche Zelt, mit Saint ausgeschlagen und mit Gold und Perlen besetzt, in die Hande.

Die Etikette nahm am burgundischen Hofe, vor allem unter Karl dem Kiihnen, immer strengere Formen an, ihre Gesetze machten auch vor dem privaten Leben der Fiirsten und ihrer Familien nicht halt. So bestimmten sie die Stoffe, mit denen die Wochenbett* zimmer ausgeschlagen wurden, wobei Samt ais vomehmer galt ais Seide. Auch die Zahl der Vorhange, mit denen die Prunkbetten versehen wurden, war, je nach dem Rang der Wóchnerinnen, vorgeschrieben; wahrend das Bett der Konigin von Frankreich vicr Vor= hangę umgaben, standen den Herzoginnen nur drei und den Damen des ubrigen Adels nur zwei Vorhange zu. Ebenso strenge Vorschriften gab es fiir die Hoftrauer.

Aber auch jeder Tageslauf des Herrschers glich einer Kette von Zeremonien. Beim An= und Auskleiden waren Hóflinge und fremde Gesandte zugegen. Einen geradezu rituellen Verlauf nahmen die Mahlzeiten des Herzogs: Eigens fiir diese Aufgaben bestimmte Hofbeamte kosteten die Speisen, fiihrten das Tranchiermesser an die Lippen und kiiGten die Serviette, ehe diese dem Herzog iiberreicht wurden. Die Tischetikette diente also zu= gleich dem Schutz des Monarchen; auGer der Angst vor Vergiftung spielte bei der Tisch= etikette aber auch die Frage der Rangordnung eine entscheidende Rolle. Die von einer Hofdame hinterlassenen Aufzeichnungen iiber die Hofsitten vermitteln einen Einblick in dieses Reglement, das beispielsweise die Unterschiede der Tischetikette fiir Grafinnen und die Fiirstin festlegte: »Bei Tisch kónnen sie von Edelleuten bedient werden, aber dieselben diirfen die Serviette nicht auf der Schulter, sondern nur einfach unter dem Arm tragen; ihr Brot darf nicht eingewickelt sein, sondern wird neben das Messer auf eine untergebreitete Serviette gelegt; ihr Haushofmeister darf keinen Stock fiihren, noch ihre Tafel mit doppelten Tischtiichern bedeckt sein.«

Besondere Wichtigkeit wurdc in der Etikette auch den Fragen der BegriiGung unc! des Vortritts zugemessen; bei den Damen spielte dabei die Schleppe eine iiuGerst wichtige Rolle. »AixćK diirfen sie die Schleppe ihrer Rócke nicht von Frauen tragen lassen, sondern von einem Junker oder Pagen«, heiGt es iiber die Kleidung der Grafinnen und Baronessen; die Schleppe von einer Hofdame tragen zu lassen, stand nur Fiirstinnen zu. Bei Begegnungen und BegriiGungen von Mitgliedern des Konigshauses lieGen allerdings auch die Herzogin und mit ihr selbstverstandlich alle anderen Hofdamen ihre Schleppe

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